Was wir an Sehenswürdigkeiten nicht sehen, könnte einige Reiseführer füllen. Vor allem Städte ignorieren wir meist. Nicht, weil sie nicht sehenswert wären oder wir Stadtleben grundsätzlich verabscheuen, sondern weil wir – zum Glück sind wir uns da einig – zur Zeit lieber ins Grüne schauen als auf Steine. Davon abgesehen, haben wir natürlich die ein oder andere Stadt, die wir unbesucht passieren, im Laufe unseres Lebens schon kennengelernt.
Aber Beaune und Strasbourg kannten wir auch schon – warum haben wir dort Station gemacht? Weshalb haben wir in den letzten Wochen Dijon und Mulhouse, Colmar und Freiburg, allerhand Kleinstädte sowieso, ignoriert, lassen wir nun Würzburg, Schweinfurt oder Bamberg unberücksichtigt – von den schönen Gegenden rundherum ganz zu schweigen?
Weil wir ruhelos sind. Wir haben keine Eile, eilen aber durch Länder und Landschaften. Stets gibt es Ziele, diesmal Leipzig, danach Aachen, die wir erreichen wollen und Menschen, auf die wir uns dort freuen. So sind wir durch Andalusien an die Algarve, quer durch Spanien ostwärts nach Valencia (Mallorca), hin und her durch Katalonien geeilt. Ohne Ruhe.
Vielleicht können wir nicht anders. Wenn uns Familie und Freunde wichtiger sind als eine lange ausgedehnte Reise, dann ist das einfach so. Dann hätten wir in den vergangenen Monaten zumindest diese Erkenntnis erlangt. Aber wir wollen weiter reisen, den kommenden Winter auf jeden Fall im Süden der iberischen Halbinsel verbringen und die letzten, trotz aller „Hektik“, wunderbaren Monate als Lehrzeit betrachten. Wir wollen langsam reisen und dort, wo es uns gut gefällt, eine Weile bleiben. Ob uns das gelingt?
Noch nicht. Erstmal geht es weiter nach Nordosten. Heute suchen und finden wir, nachdem uns die A9 den ersten ernsthaften Stau seit vielen Monaten beschert, am Rande des Naturparks Thüringer Schiefergebirge einen ganz besonderen Stellplatz für unser Zuhause: im Dörfchen Nimritz im Saale-Orla-Kreis stellt der Inhaber einer KFZ-Lackiererei hinter seiner Werkstatt ein gepflegtes Stück Rasen zum Übernachten zur Verfügung. Er, natürlich selber begeisterter Camper, kommt nach Feierabend bei seinen „Gästen“ vorbei, erkundet sich nach Wohlergehen und Brötchenwünschen für den nächsten Morgen. Der hilfsbereite Mann wirft auch noch einen Blick in unseren Motorraum und auf den Kühlwasser-Stand – alles in Ordnung. Danke.
Nach einem Spaziergang durch das kleine Dorf und einfachem Nudelessen, genießen wir Ruhe und Grün.
Schlafplatz: Wohnmobil-Stellplatz in Nimritz auf frisch gemähtem Gras. Strom und Wasser sind gegen Entgelt zu haben, Entsorgung ist kostenlos, wie auch der Platz selbst (eine aufgehängte Spendenbüchse kann natürlich befüllt werden).