Nach einer sehr ruhigen und kalten Nacht in den Bergen, fahren wir durch das grüne, an das Allgäu erinnernde, Baztantal aus den Pyrenäen heraus. Wieder lassen wir unsere Reise vom Wetter mitbestimmen. Während hier oben ein regnerischer Tag prognostiziert wird, erwarten uns in weniger als einer Stunde Entfernung hochsommerliche Temperaturen.
An Pamplona vorbei (ob wir uns die Stadt in den kommenden Tagen ansehen, lassen wir noch offen) geht es Richtung Südosten entlang der Sierra de Izco. Klima und Landschaft wandeln sich deutlich: obwohl die Gipfel nicht fern sind, ähnelt die Vegetation sehr bald der des spanischen Hochlandes.
In der Nähe des Dorfes Lumbier wollen wir durch eine Schlucht, die Foz de Lumbier, wandern. Kurz vor dem Ziel fahre ich allerdings erst einmal daran vorbei. Unfreiwillig natürlich, aber ohne Reue. Mal wieder „erzwingen“ Geier einen Fotostopp. Dutzende machen Siesta auf den Feldern, viele weitere kreisen in der Thermik über uns. Da wir noch nicht wissen, daß uns die großen Vögel noch den ganzen Tag begleiten werden, versuchen wir (erfolglos) einen von ihnen nah vor die Linse zu bekommen. Susanne legt sogar ein Kaninchen als Köder aus…
Der Parkplatz am Eingang zur Schlucht kostet 2,50 Euro, dazu gibt es noch eine Karte mit dem Wanderweg und einige Tipps vom redseligen Parkplatzwächter. Der Weg durch die Schlucht ist eine ehemalige Eisenbahnstrecke entlang des Rio Irati, inklusive zwei Tunneln, die ohne Lampe ziemlich dunkel sind. Ansonsten ist es einfach nur traumhaft schön.
Mutprobe. Bis zum Jahr 1812 gab es am Südende der Schlucht eine waghalsig hohe Brücke über den Rio Irati. Sie wurde im Spanischen Unabhängigkeitskrieg zerstört und geblieben sind an beiden Ufern nur die Sockel, viele Meter über dem Fluß. Witzigerweise hat sie zwei Namen, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Puente del Diablo oder Puente del Jesús. Einen der beiden brauchte man sicherlich an seiner Seite, um die Brücke zu erreichen und zu überqueren.
Einem Warnschild zum Trotz will ich unbedingt zu dieser Brücke. Vielleicht als Therapie gegen meine Höhenangst? Es ist eine Herausforderung für mich, denn am Ende des „Weges“ hangelt man sich, an fest verankerten Ketten, an der Felswand entlang zum Ziel.
Zufrieden machen wir uns an diesem Hochsommertag auf den Heimweg und gönnen uns noch eine Pause an einer Badestelle am Fluß.
Schlafplatz: als Wohnmobil-Stellplatz ausgezeichneter Parkstreifen an einer ruhigen Seitenstraße im Dorf Aoiz, ein paar Meter oberhalb des Rio Irati. Kostenlos, inklusive V+E, allerdings auch nächtlicher Dusche durch versenkbare Rasensprenger, die ohne Vorwarnung ihre Arbeit aufnehmen und auch Bürgersteig, Fahrbahn und rauchende Touristen bewässern.