Die Wetteraussichten für die Biskaya sind mies: 15° und Regen wollen wir nicht. Wir beschließen einen „Umweg“ durch die Provinz Navarra, denn im Landesinneren, hinter Bergen, soll es weitgehend trocken bleiben. Also fahren wir nicht an der Küste nach Spanien hinein, sondern über Espelette und den „Puerto de Otsondo“ (Otsondo-Pass) ins Baztantal in den Pyrenäen.
Die ersten Kilometer allerdings geht es durch die Badeorte des Golfe de Gascogne von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, manchmal im Abstand von hundert Metern. Langweilig und ermüdend, zumal man vom Meer, das hinter Ferienhaussiedlungen, Campingplätzen und Dünen liegt, leider nichts sieht. Dafür rücken hinter Bayonne die Berge ins Blickfeld.
Piment d’Espelette ist ein Gewürz, das ich sehr mag und, wenn es denn mal vorrätig ist, gerne verwende. Da ich dabei, wie bei so vielen Lebensmitteln, kaum einen Bezug zur Herkunft oder gar zum eigentlichen Produkt habe, freue ich mich, den namensgebenden Ort und die Region kennenzulernen.
Aber Espelette ist wohl bekannter als wir dachten und weckt bei uns Erinnerungen an elsässische Weindörfer: ein Einkaufs- und Bespaßungsdorf für Senioren in schöner Landschaft, mit großen Parkplätzen und Läden, die alles feilbieten, was mit Kulinarik zu tun haben könnte. Wir halten kurz auf einem Busparkplatz und können immerhin ein paar Pflänzchen mit den wertvollen Schoten entdecken.
Wenige Kilometer und viele Kurven weiter erreichen wir, Schengen sei’s gedankt, fast unbemerkt Spanien. Statt Zollhäusern sind es die preiswerten Tank- und Einkaufsmöglichkeiten für die Franzosen, die uns den Grenzübertritt bemerken lassen.
Der Pass liegt auf der spanischen Seite und nur kurz nach seiner Überquerung beenden wir unsere heutige Fahrt. Zwischen zwei Gipfeln, Wald und Wiesen liegt ein kleiner Wanderparkplatz, auf dem wir die Nacht verbringen wollen. Wir machen noch einen Spaziergang ein paar Meter bergauf und genießen die grandiose Aussicht.
Mit Glocken behängte Schafe und Pferde sind heute unsere Nachbarn, die Luft riecht nach Minze, die blühend den Boden bedeckt, und Susanne sammelt unseren Nachtisch fürs Abendessen von meterhohen Brombeersträuchern. Ein schönes Ende der tagelangen Fahrerei. Wir sind angekommen.
Schlafplatz: Parkplatz am Puerto de Otsondo in den Pyrenäen, traumhafte Lage nahe der Passstraße (wenig Verkehr), mit Trinkwasserbrunnen, Grillplatz und Picknick-Bänken und Tischen