Wieder Kultur im Überfluss. Wir haben sehr viel gesehen und wahrscheinlich ebensoviel nicht. Kaum zu erfassen, was diese Stadt an Geschichte und sehenswerten Bauten zu bieten hat, kaum etwas, was sie nicht war und ist: Hauptstadt, Bischofssitz, Kulturhauptstadt, Weltkulturerbe und, vor allem, Universitätsstadt.
Coimbra ist außerdem auch eine für Reisemobilisten sehr gastfreundliche Stadt. Nur circa 20 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt, darf unsereiner sein Auto am Ufer des Mondego abstellen und dort übernachten. Über eine moderne Fußgängerbrücke machen wir uns auf den Weg in die Stadt.
Beim ersten Besuch erklimmen wir noch nicht den Berg mit Universität und Kathedralen (!), die Altstadt entlang des Flusses bietet ausreichend Sehstoff.
Unser einziges „Muss“ in Coimbra ist ein Besuch der weltberühmten Biblioteca Joanina, eins der bedeutendsten Bauwerke des Barock, in dem über 300.000 Bücher Regale aus Rosen- und Ebenholz füllen, die mit Gold reich verziert sind.
Wir machen uns zeitig auf den Weg, denn die tägliche Besucherzahl ist limitiert und wir wollen uns möglichst früh um Eintrittskarten bemühen. Die Eile ist vergebens, Tickets gibt es erst ab 13 Uhr. Die „heiligen Hallen“ sind wegen Verleihung einer Ehrendoktorwürde nicht zugänglich.
Also sammeln wir erst einmal einige Eindrücke drumherum:
Der Doktortitel Honoris Causa wird übrigens, in Anwesenheit von Portugals Präsident und Premierminister, Herrn Jean-Claude Juncker verliehen. Jahrzehnte im Dienst der Steuerhinterziehung zahlen sich offensichtlich aus. Bemerkenswert: kein Protest, kein einziger Demonstrant weit und breit. Weil wir in einem sogenannten „Nehmerland“ der EU sind? Oder interessieren Herrn Junckers Machenschaften schon keinen mehr?
Nun ja. Was unser Präsident der Europäischen Kommission soeben auf Steuerzahlers Rechnung besuchen durfte, wollen wir auch sehen und bezahlen pro Person 12 versteuerte Euro für die Besichtigung von Bibliothek und den anderen Gebäuden – Einzeltickets gibt es nicht.
Nur in Gruppen darf man in die Bibliothek, fotografieren ist auch nicht erlaubt und schon beim zweiten Foto werde ich erwischt.
Der Besuch im Inneren ist kurz, von außen dürfen wir länger staunen und auch noch die Kapelle und den Paço Real, den ehemaligen Königspalast, besichtigen.
Trotz müder Füße und Susannes vernachlässigter Bänderdehnung lassen wir uns die Altstadt unterhalb des Universitätshügels natürlich nicht entgehen.
Erst in der Abenddämmerung machen wir uns heute auf unseren Heimweg am Flußufer entlang. Ein vorerst letzter Blick hoch Richtung Universität:
Schlafplatz: Großer kostenloser Parkplatz im Grünen zwischen Fluß und Nationalstraße, die man nicht sieht, aber deutlich hört. Offiziell darf man hier 24 Stunden bleiben, was die (präsente) Polizei aber nicht zu interessieren scheint. Uns haben sie nicht verjagt…