Don’t judge a book by it’s cover! Auch in Lagos waren wir im April schon mal. Eine Nacht auf einem fürchterlichen Wohnmobil-Stellplatz am Stadtrand, eine Fahrt durch triste Wohnviertel zu einem Supermarkt, keinen Reiseführer gelesen, Gugel nicht gefragt, die Erfahrung der Touristenghettos Portimãos am Tag zuvor im Hinterkopf… Mein vorschnelles Urteil: Lagos lohnt nicht. Doch der Protest zweier erfahrener Algarve-Reisenden (Danke, Heidi und Klaus), Lagos sei sehr wohl einen Besuch wert, und das spätere Lesen von Reiseliteratur, hat die Stadt dann wieder auf unsere Reisezielliste gesetzt. Und ja: Lagos ist einen Besuch wert.
Aber erst einmal ein bißchen Wohnmobil-Realität. Fünf bis sechs Tage sind wir autark. Mehr nicht. Das ist schade, manchmal ärgerlich. Unsere Gasvorräte reichen für viele Wochen, Strom haben wir, dank Solaranlage, im Überfluss, Trinkwasser gibt es an Quellen und Brunnen. Nur unsere Abwassertanks begrenzen unsere Aufenthaltsdauer, wie zum Beispiel am wunderbaren Strand bei Carrapateira, den wir nur ungern verlassen.
Also fahren wir 30 Kilometer gen Süden nach Sagres, wo ein „Intermarché“ auf seinem Parkplatz Reisemobilisten eine Ver- und Entsorgungsstation bietet. Die folgende Suche nach dem nächsten „Traumstrand“, nun an der Südküste der Algarve, endet heute enttäuschend. Schöne Buchten finden wir einige, Plätze zum Niederlassen, die uns gefallen, nur wenige. Und die sind dann bereits zugeparkt oder mit Verbotsschildern versehen.
So fahren wir auf einer herrlichen kleinen Küstenstraße noch ein paar Kilometer gen Osten und kommen für die Nacht auf einem Parkplatz hinter einem Strand-Restaurant zur Ruhe. Verwöhnt, wie wir mittlerweile sind, fühlen wir uns hier nicht so richtig wohl:
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg ins nahe Lagos. Wir gönnen uns mal wieder einen Campingplatz, preiswert, inklusive Strom für die Heizung, die wir momentan doch allabendlich anwerfen, und nur wenige Gehminuten von Altstadt und Stränden entfernt. Das passt, da die Wetteraussichten für die kommenden Tage etwas trübe sind (Strand im Regen ist ja doof) und auch Wäsche waschen mal wieder nötig ist.
Es hat uns gut gefallen in Lagos. Die Stadt ist natürlich sehr auf Tourismus getrimmt, aber Ende November stimmt die Mischung aus Bewohnern und Besuchern. Der Campingplatz ist einfach und die Sanitärgebäude könnten durchaus eine Renovierung vertragen, doch die Duschen sind heiß und die Waschmaschine funktioniert. Und nebenan gibt’s die nette Bar, das „Café Retiro da Trindade“, in der das Bier 65 Cent kostet und uns Rui vom Leben in Lagos erzählt und uns Nachhilfe in Sachen portugiesischen Brandys gibt, der hier an der Algarve auch mit Honig zu einem speziellen Likör, dem Brandymel, „veredelt“ wird.