Die Sonne ist wieder da. Dann können wir uns ja einem touristischen Highlight widmen, das wir im April letzten Jahres wegen technischer Problemchen links liegen lassen mussten. Zielort ist das 40 Kilometer entfernte La Línea de la Concepción, die spanische Stadt an der Grenze zur Halbinsel Gibraltar. Auf dem Parkplatz des Fußballstadions, direkt an der Strandpromenade, stehen viele Wohnmobile. Wir stellen uns dazu. Von hier aus sind es nur wenige hundert Meter bis zum britischen Überseeterritorium.
Nach unserer Ankunft erkunden wir natürlich erstmal die Stadt, die uns beherbergt. Entlang trister Wohnbebauung laufen wir Richtung Zentrum. Passend zum Wetter – die Sonne versteckt sich leider schon wieder hinter Wolken, es ist kühl und windig – erwartet uns nur ein hässlicher und gesichtsloser geschichtsloser Ort, entstanden aus der Grenzbefestigung zum britischen Gibraltar im 19. Jahrhundert.
Da gefällt uns, vom matschigen Parkplatz aus, die abendliche Aussicht auf „The Rock“ und den morgigen Tag schon besser.
Es wird ein schöner anstrengender Tag. Gute 15 Kilometer haben wir am Abend hinter uns, inklusive schweißtreibender Kraxelei bergauf und bergab. Doch der Weg beginnt mit zwei Raritäten in Europa: Zollkontrollen und ein ins Meer gebauter Flughafen, dessen Start- und Landebahn von Autos und Fußgängern überquert wird.
Danach empfängt uns britisches Ambiente mit spanisch-englischer Sprachmixtur. Nicht bedacht haben wir, daß hier das britische Pfund und nicht unser Euro Währung ist. Also muß die Kreditkarte als Zahlungsmittel herhalten, besonders für den zollfreien Einkauf von Rauchwaren (das Päckchen Tabak für knapp 3,50 Euro).
Gibraltar soll das am dichtesten besiedelte Land Europas sein. Das glauben wir gerne.
Aber der Felsen bietet auch noch Platz für ausgedehnte Verteidigungsanlagen, Natur und – natürlich – die einzige freilebende europäische Affenpopulation.
Zugegeben: vor den Affen hatte ich Respekt. Sie sollten diebisch und bissig sein. Trotzdem lässt uns unsere Neugier den Upper Rock erklimmen. Außerdem: Gibraltar besuchen, ohne Affen zu treffen, wäre ja auch blöd. Nun, die zwei Berberaffen, denen wir näher kommen, sind gelassen und offensichtlich nicht sehr an uns interessiert.
Vor dem Abstieg zurück in die Stadt, werfen wir noch einen Blick hinüber über die Straße von Gibraltar auf die südliche der Säulen des Herakles (auf der nördlichen stehen wir ja), den Berg „Dschebel Musa“ in Marokko.
Zum Abschluss gönnen wir uns natürlich noch ein Kaltgetränk in einem echten Pub, entscheiden uns allerdings für ein spanisches Bier – wir wollen uns ja nicht zu sehr kasteien. Und so ist es bereits dunkel, als wir den eindrucksvollen Tag mit qualmenden Füßen beenden.
Schlafplatz: Parkplatz vor dem Stadion in La Línea de la Concepción. Kostet 4 Euro – falls denn jemand kassieren kommt. Nicht schön, nicht ruhig und keinerlei Infrastruktur, außer einem fahrenden Gashändler.