Nach ruhiger Nacht weckt mich laute Musik. HipHopartiges von rechts, spanische Folklore von links. Rücksichtslose Stellplatznachbarn, denke ich. Susanne ist schon irgendwo unterwegs. Hat aber die gefüllte Kaffeekanne zurückgelassen. Danke. Mit heißer Tasse trete ich vor die Tür. Oha! Wir stehen mitten in einem Markt! Und hier werden, wie auf spanischen Wochenmärkten üblich, neben Textilien, Handtaschen, Sonnenbrillen und Wasweißichwas, auch Tonträger lautstark zum Kauf angeboten.
Später quetschen wir uns durch die vielen Marktstände. Wir hoffen auf guten Käse. Vergebens. Schmackhafte Milchprodukte sind schwer zu kriegen in diesem Land. Die Auswahl in den Supermärkten ist ähnlich deprimierend wie in Deutschland. Eigentlich bieten nur Markthallen in großen Städten die Chance, leckeren Käse erwerben zu können.
Wir durchstreifen die Stadt noch ein bißchen, trinken einen Cortado am Strand und machen uns spät auf den Weg. Die Autovia ist heute voll, seit Samstag schon ist unverkennbar mehr los auf Straßen und Stränden. Die „Semana Santa“, die Karwoche, ist in Spanien Ferienzeit. Es macht wenig Spaß, die Betonburgen von Marbella, Estepona und den anderen Urlaubsfabriken zu durchfahren.
Dann, vollkommen unverhofft, taucht, gute 30 Kilometer vor unserem Ziel, eine kleine unbebaute (!) Bucht auf. Einige hundert Meter Strand, links und rechts von Felsen und je einer Chiringuito (Strandbar) eingerahmt. „The Rock of Gibraltar“ als Panorama. Wenige Autos und Wohnmobile parken unterhalb der Straße. Wir fahren einen sandigen Feldweg bergab und überlegen hier in der „Cala Sardina“ zu übernachten.
Der Wirt der nördlichen Bar kann uns die Sorge nicht nehmen, vielleicht von der Polizei geweckt zu werden. Das Verbotsschild an der Zufahrt nehmen wir also ernst. Leider kann er mir auch nicht die der Bucht namensgebenden Fischlein servieren. Sein Freund, der Fischer sagt, es sei keine gute Zeit für Sardinen. Nun ja…
Trotzdem verbringen wir hier einen ungeplanten entspannten Nachmittag.
Die Übernachtungsmöglichkeiten für Reisemobilisten sollen an der Grenze zu Gibraltar voll und teuer sein. Wir wollen das Gegenteil und so beenden wir den Tag am Rande des kleinen Bergdorfes Castellar de la Frontera, von dem aus wir morgen früh nur noch wenige Kilometer zur britischen Halbinsel rollen müssen. Sogar eine kleine Bar liegt direkt an unserem Parkplatz. Wir trinken ein Feierabendbier zum rekordverdächtigen Preis von einem Euro und nehmen dafür auch die komischen Gläser in Kauf.
Schlafplatz: Ruhiger und kostenloser Wohnmobil-Stellplatz in Castellar de la Frontera, 10 Kilometer von der Urlaubsfabrik Costa del Sol entfernt.