Valles del Oso – Täler des Bären

Will ich einen Bären sehen? Also so richtig leibhaftig, mit seinen vielleicht 150 Kilogramm Kampfgewicht, während ich durch die Gegend wandere? Wenige Meter vor mir tritt er aus dem Gebüsch und blickt mich an. Kein Gitter oder Zaun zwischen ihm und mir, kein Zoowärter, kein Old Shatterhand mit seinem Bärentöter zur Stelle. Ich vermag mir meine Reaktion (Hilflosigkeit, Angst, Panik, Totenstarre, Schreiattacke oder Ähnliches oder alles auf einmal) nicht vorzustellen, sollte Ursus arctos pyrenaicus meinen Weg kreuzen. Will ich also wirklich einen Bären sehen?

Die Frage ist natürlich rein hypothetisch. Die Chance, einem Braunbären in freier Wildbahn zu begegnen, ist wohl gleich Null. Andererseits: nirgendwo in Westeuropa ist es wahrscheinlicher, daß dies doch passiert. Immerhin sollen hier noch über 200 dieser Tiere leben. Und offensichtlich überqueren sie manchmal Straßen…

… und werden beschossen. Schilderwilderei?

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Nach Asturien (Ribadesella)

Nach zwei sonnigen Tagen am Meer, „nutzen“ wir den nächsten Regentag und fahren weiter Richtung Westen. Die Autobahn entlang der Küste ist kostenlos und leer und so kommen wir bequem und schnell voran. Kantabrien sehen wir leider nur durch unsere Scheiben, aber wir klappern ja nicht Provinzen ab und die Hauptstadt Santander haben wir ja im vorletzten Herbst erst besucht.

Unsere Zielvorgabe für diesen Tag: ein Wohnmobil-Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit, ein Supermarkt, eine Tankstelle und Nähe zu den Bergen Asturiens. Das alles kombiniert mit einem netten Städtchen am Meer finden wir in Ribadesella, ungefähr 230 Kilometer von unserem Ausgangsort an der baskischen Küste entfernt.

Im Hafen von Ribadesella

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Bakio

Auf der Suche nach einem schönen ruhigen Plätzchen für uns, am liebsten natürlich direkt am Meer, fahren wir durch die bergige Küste nördlich von Bilbao. Aber die Zahl der Strände ist gering, fast überall fallen die Berge steil ins Meer, was unsere Fahrt mit beeindruckenden Ausblicken garniert…

Biskayaküste

… aber zur Folge hat, daß die wenigen zugänglichen Buchten mit Ferienunterkünften zugebaut sind. Für Wohnmobile ist da selbstverständlich kein Platz in der „1.Reihe“ vorgesehen.

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Bilbao

Das morgendliche graufeuchtkühle Wetter nimmt uns die Entscheidung ab, ob wir noch einen Tag in Elciego verweilen. Und die Prognose für die kommenden Tage lässt uns hoffnungsvoll gen Bilbao rollen – mit einem kleinen Umweg in das Nachbardorf Laguardia, wo Santiago Calatrava seine „Kathedrale des Weins“ deutlich einfühlsamer der Umgebung angepasst hat, als der kanadische Kollege einige Kilometer weiter südlich.

Calatravas „Kathedrale des Weins“…
… für die Bodegas Ysios

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La Rioja

Daß man mit Wein viel Geld verdienen kann, ist bekannt. Und daß die Inhaber der Weingüter gerne ihren Reichtum architektonisch zur Schau stellen, ist ebenfalls nicht neu. So kennen wir es zum Beispiel von den Châteaux im Bordeaux. Doch die Weinherren des spanischen Pendants, der Rioja, setzen ihrer Unbescheidenheit kaum noch Grenzen und lassen sich ihre Schlösser von internationalen Star-Architekten in die Weinberge bauen.

„Weinhotel“ von Frank O. Gehry für die Bodega Marques de Riscal

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Cuevas de Arguedas und Las Bardenas Reales

Bevor wir uns auf den Weg in die „Wüste“ machen, besichtigen wir die Höhlen, vor denen wir die Nacht verbracht haben. In ihnen soll sommers wie winters eine gleichbleibende Temperatur von 18°C herrschen und im Nachbarort Valtierra sollen einige heute noch bewohnt sein. Durchaus vorstellbar.

Blick von den Höhlen über Arguedas

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Las Bardenas Reales

Auch wenn unser Plan, einen schönen Tag in einer interessanten kleineren Stadt zu verbringen, nur teilweise aufging, so hat er uns zumindest nah an unser nächstes Ziel geführt: die Bardenas Reales. Und hätte ich mich vorab etwas intensiver mit den Übernachtungsmöglichkeiten in dieser Region auseinandergesetzt, wäre uns der nächtliche Aufenthalt auf dem städtischen Parkplatz erspart geblieben und uns, in 20 Fahrminuten Entfernung, eine ruhige Nacht in der Natur gewiss gewesen.

Las Bardenas Reales

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Tudela

Erneut treibt uns das Wetter südwärts. Kalter Wind und Nieselregen sind nach dem traumhaften gestrigen Tag nicht zu verkraften. Auch die Besichtigung des nur 25 Kilometer entfernten Pamplona wollen wir uns nicht in dicken Pullovern und Regenjacken vorstellen. Ein Plan B ist schnell gefunden: das Städtchen Olite, im Mittelalter Sitz der Könige von Navarra, lockt mit einem Wohnmobil-Stellplatz direkt bei seiner schönen Altstadt.

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Foz de Lumbier

Nach einer sehr ruhigen und kalten Nacht in den Bergen, fahren wir durch das grüne, an das Allgäu erinnernde, Baztantal aus den Pyrenäen heraus. Wieder lassen wir unsere Reise vom Wetter mitbestimmen. Während hier oben ein regnerischer Tag prognostiziert wird, erwarten uns in weniger als einer Stunde Entfernung hochsommerliche Temperaturen.

An Pamplona vorbei (ob wir uns die Stadt in den kommenden Tagen ansehen, lassen wir noch offen) geht es Richtung Südosten entlang der Sierra de Izco. Klima und Landschaft wandeln sich deutlich: obwohl die Gipfel nicht fern sind, ähnelt die Vegetation sehr bald der des spanischen Hochlandes.

Landschaft bei Lumbier

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Puerto de Otsondo

Die Wetteraussichten für die Biskaya sind mies: 15° und Regen wollen wir nicht. Wir beschließen einen „Umweg“ durch die Provinz Navarra, denn im Landesinneren, hinter Bergen, soll es weitgehend trocken bleiben. Also fahren wir nicht an der Küste nach Spanien hinein, sondern über Espelette und den „Puerto de Otsondo“ (Otsondo-Pass) ins Baztantal in den Pyrenäen.

Die ersten Kilometer allerdings geht es durch die Badeorte des Golfe de Gascogne von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, manchmal im Abstand von hundert Metern. Langweilig und ermüdend, zumal man vom Meer, das hinter Ferienhaussiedlungen, Campingplätzen und Dünen liegt, leider nichts sieht. Dafür rücken hinter Bayonne die Berge ins Blickfeld.

Die Pyrenäen hinter verschmierter Windschutzscheibe.

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